Das Hirtentäschel

  • botanischer Name: Capsella bursa pastoris
  • Familie: Kreuzblütler
  • Blüte: Januar – Dezember
  • Blütenfarbe: weiß
  • Standorte: Äcker, Gärten, Wege

Meister der Anpassung

Erkennungsmerkmale des Hirtentäschel – Digitales Herbarium – Herbal Hunter Capsella bursa pastoris ist ein unscheinbares Kraut und ein wahrer Meister der Anpassung. Sein weltweit häufiges Vorkommen, sogar bis in eine Höhe von 2300 m, kommt zustande, weil es das ganze Jahr über blüht und keimt. Das Hirtentäschel kann so jährlich bis zu vier Generationen hervorbringen.
Bei uns wächst es bevorzugt auf Äckern, in Gärten, auf Ödland, Wegen und in Weinbergen. Es gehört zu den Kreuzblütlern und erreicht eine Wuchshöhe von 10 bis 50 cm.

Erkennungsmerkmale

Zunächst wächst eine grundständige Blattrosette heran mit länglichen, buchtig gezähnten Blättern, die an jungen Löwenzahn erinnern. Die ungeteilten Stängelblätter sind lanzettlich, ganzrandig und umfassen den Stängel. Dieser ist einfach oder verzweigt mit einfachen und einzelnen Sternhaaren. Die Blüten sitzen in einer lockeren Traube. Jede Blüte hat weiße Blütenblätter. Unter guten Wachstumsbedingungen bringt die Pflanze das ganze Jahr über neue Früchte.

Herbal Hunter digitales Herbarium Hirtentäschel

Die 2 bis 3 mm langen Schötchen sind herz- bis dreieckförmig, sitzen an dünnen langen Stielen, die fast waagerecht abstehen. Sind die Früchte reif, zerfallen die Schötchen in der Mitte. Zwei Hüllen fallen ab und viele gelbbraune, ovale Samen fallen heraus. Das Hirtentäschel bekam seinen Namen daher, weil die Früchte in ihrer Form den Umhängetaschen mittelalterlicher Hirten ähnelte.

Capsella= „Kapsel(-frucht)“
bursa= „Börse“
pastor= „Hirte“

Bauernsenf, Gänsekresse, Täschelkraut, Taschenknieper, Beutelschneider oder Muttergottesbrot sind ebenfalls verbreitete Bezeichnungen für die Pflanze.

Verwechslung mit anderen Pflanzen

Verwechslungsgefahr besteht mit dem Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense), wobei hier nicht von Gefahr gesprochen werden kann, weil es als aromatischer Wildsalat essbar ist. Das Acker-Hellerkraut ist in seiner Erscheinung kräftiger als das Hirtentäschel. Es blüht nur von Mai bis September. Seine Schötchen sind platt und rund, vorn eingeschnitten und breit geflügelt. Auf der Herbar-Seite siehst du links das Acker-Hellerkraut und rechts das Hirtentäschel.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Proteine, Aminosäuren, Flavonoide, Cholin, Mineralsalze, Vitamin C und Gerbstoffe sind die Hauptinhaltsstoffe des Hirtentäschels. Es hat eine blutstillende und gefäßverengende Wirkung und wurde schon in früherer Zeit als Blutstiller eingesetzt. Außerdem wirkt es kreislaufausgleichend und blutreinigend. Hildegard von Bingen empfahl das Kraut mit Wein aufgekocht bei Halsschmerzen zu gurgeln. Außerdem sollte es lockere Zähne festigen. Ein Tee, hergestellt aus dem getrockneten Kraut, hilft bei unregelmäßiger oder starker Regelblutung, kleinen blutenden Hautverletzungen und Nasenbluten. Bei Nasenbluten taucht man etwas Watte in einen konzentrierten Tee und steckt sie in das Nasenloch. Umschläge helfen bei Hautausschlägen und Ekzemen. Zur innerlichen Anwendung kann auch eine Tinktur hergestellt werden

Hirtentäschel-Tinktur

Zwischen Mai und Juli frische blühende Pflanzen sammeln, klein schneiden und in ein Schraubglas geben. Mit Alkohol (mindestens 38%) übergießen und 14 Tage ziehen lassen; dann abseihen und in dunkle Fläschchen abfüllen. Bei Bedarf 3 mal täglich 20 Tropfen nehmen. Die Tinktur kann bei oben genannten Beschwerden verwendet werden.

Das Hirtentäschel in der Wildkräuterküche

Das Hirtentäschel ist in vielen Ländern ein beliebtes Wildgemüse, wie zum Beispiel in der Türkei, wo es auch Vogelkraut genannt wird. Die jungen Blattrosetten werden vor der Blüte geerntet und sind für Salate und zum Würzen von Gemüse und Kräuterquark geeignet. Der würzig scharfe Geschmack erinnert an Kresse und Meerrettich. Nach der Blüte schmecken die Blätter bitter. Die Schötchen schmecken nussig mild, leicht nach jungen Erbsen. Die Blüten und Samentaschen auf´s Butterbrot gestreut, geben dem Brot eine leichte Schärfe. Diese steckt noch intensiver in den Samen. Früher wurden sie als Pfeffer verwendet. Die Samen werden am besten ab September gesammelt. Auch die junge Pfahlwurzel kann verwendet werden und erinnert im Geschmack an Ingwer.

Digitales Herbarium – Ausführliche Pflanzenpotraits – Wildpflanzen Übersicht

Hinweis

Alle in diesem Artikel genannten Vorschläge und Rezepte sind ohne Gewähr. Es handelt sich hierbei um überlieferte Empfehlungen aus der Volksheilkunde. Die Anwendung von Wildkräutern und Heilpflanzen ersetzt keinen Arztbesuch und sollte gegebenenfalls vorab mit einem Arzt oder Apotheker geklärt werden.

Herbal Hunter – Digitales Herbarium – Sammlung von Wildkräutern und Heilpflanzen. Pflanzenportraits, botanisches Wissen, Informationen zu Inhaltstoffen, Wirkung und Verwendung einzelner Wildkräuter und Heilpflanzen, sowie dessen Anwendung in der Wilkräuter-Küche

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