- botanischer Name: Epilobium augustifolium
- Familie: Nachtkerzengewächse
- Blüte: Juli – August
- Blütenfarbe: purpurrot
- Standorte: Waldlichtungen und -wege
Liebfrauenhaar am Waldesrand
Epilobium angustifolium wächst bevorzugt an Waldlichtungen, Waldwegen und ist eine typische Pionierpflanze, die mit ihren Flugsamen Kahlschläge schnell besiedeln kann. Das Weidenröschen gehört zu den Nachtkerzengewächsen und erreicht eine Wuchshöhe von 60 bis 140 cm.
Erkennungsmerkmale
Der Stängel der Staude wächst aufrecht, ist rund, fast kahl, dicht beblättert, selten verzweigt und nach oben hin rötlich überlaufen. Die Blätter sind länglich, schmal zugespitzt, ähnlich einem Weidenblatt. Sie stehen sich nicht gegenüber. Helle Blattnerven in der Blattmitte sind ein typisches Erkennungsmerkmal der Pflanze. Die Blattunterseite ist blaugrün. Die Blüten stehen von Juni bis August in Trauben an der Stängelspitze. Ihre Farbe ist rosarot. Eine Blüte wird bis zu 15 mm groß, hat 4 Kronblätter und eine Narbe mit 4 Ästen. Sind die Samen reif, öffnet sich die vierkantige, längliche, schotenähnliche Frucht in 4 langen Streifen. Daraus treten Samen mit langem, weißen Haarschopf. Eine Pflanze kann viele tausend Samen (Haarschirmchen) bilden, die der Wind bis zu 10 km weit forttragen kann.

Verwechslung mit anderen Pflanzen
Verwechslung besteht mit anderen Weidenröschenarten, wie zum Beispiel dem Kleinblütigen Weidenröschen. Es bevorzugt feuchte Standorte und tritt deutlich kleiner auf. Die kleineren Blüten sind hellrot und herzförmig und stehen vereinzelt in den Blattachsen. Der Stängel ist leicht behaart. Auch mit dem Blut-Weiderich kann es verwechselt werden.
Der Name der Pflanzengattung Weidenröschen bezieht sich auf die weidenähliche Blattform. In machen Gegenden ist das Weidenröschen auch unter Liebfrauenhaar bekannt. Im Volksglauben sind die Samen die Haare der heiligen Maria, die sich an einem brachen Feldrand zur Ruhe gelegt hat. Dabei seien einige ihrer Haare am Weidenröschen hängen geblieben.
Inhaltsstoffe und Heilwirkung
Von allen Weidenröschenarten, deren Blüten nicht größer als 1 cm sind, können die oberen 30 cm der Triebe gesammelt werden. Am wirksamsten ist das Kleinblütige und das Schmalblättrige Weidenröschen. Flavonoide, Schleime, Gerbstoffe und Beta-Sitosterin sorgen mit ihren Eigenschaften für eine entzündungshemmende und reizlindernde Wirkung. Bereits im Mittelalter wurde ein Tee als Mittel bei Magen-Darm-Entzündungen, bei Harnwegsinfekten oder einer Reizblase verordnet. Die Pflanze geriet als Heilpflanze ein wenig in Vergessenheit bis Maria Treben sie wiederentdeckte und als Heilpflanze bei Prostataerkrankungen publik machte. Ihre Behandlungen mit Weidenröschen-Tee brachten große Erfolge, die bis in die heutige Volksheilkunde übernommen wurden. Ein Tee aus dem Kraut soll überbrüht und davon täglich nicht mehr als zwei Tassen getrunken werden. Sie schrieb dem Kleinblättrigen Weidenröschen Heilkräfte zu, dem Schmalblättrigen jedoch keine. Andere Verwendung fand das Schmalblättrige Weidenröschen in den Kräuterbuschen, die zu Maria Himmelfahrt gebunden wurden. Die Pflanze sollte Blitz und Donner abwehren. Die Samenhaare wurden zum Befüllen von Kissen benutzt.
Das Weidenröschen in der Wildkräuterküche
In der Wildkräuterküche ist das Weidenröschen eine Bereicherung. Junge Stängel schmecken spargelähnlich und können geschält und gedünstet als „Waldspargel“ serviert werden. Junge Blätter und Triebe haben einen leicht bitteren Geschmack und dienen als Beigabe zum Salat. Man beachte, dass ältere Blätter bitter schmecken. Blüten haben einen süßen Geschmack und sind roh verzehrbar. Aus dem blühenden Kraut lässt sich ein Tee zubereiten, der eine Art Grüntee ist. Die Wurzeln im März bis April ausgegraben, schmecken ebenfalls süßlich – als Gemüse gegessen oder geröstet als Kaffeersatz.
Hinweis
Alle in diesem Artikel genannten Vorschläge und Rezepte sind ohne Gewähr. Es handelt sich hierbei um überlieferte Empfehlungen aus der Volksheilkunde. Die Anwendung von Wildkräutern und Heilpflanzen ersetzt keinen Arztbesuch und sollte gegebenenfalls vorab mit einem Arzt oder Apotheker geklärt werden.