Der Wiesen-Salbei

  • botanischer Name: Salvia patrensis
  • Familie: Lippenblütler
  • Blüte: Mai – August
  • Blütenfarbe: dunkelviolett
  • Standorte: Magerrasen, Dämme

Die Heilende auf der Wiese

Der Wiesen-Salbei –Salvia pratensis– gehört zur artenreichsten Gattung der Familie der Lippenblütler mit über 800 verschiedenen Arten weltweit. 2003 war der Wiesen-Salbei Heilpflanze des Jahres.

Erkennungsmerkmale

Die Pflanze ist ein ausdauernder Halbstrauch, der eine Wuchshöhe von 30 bis 60 cm erreichen kann. Die grundständige Blattrosette ist mit lang gestielten Blättern versehen. Der aufrechte, vierkantige, hohle Stängel hat 1 bis 3 Blattpaare. Die Stängelblätter sind deutlich kleiner als die Grundblätter. Die Blätter sind runzelig mit stumpf gesägten, unregelmäßigem Rand und herzeiförmig. Der Wiesen-Salbei blüht von Mai bis August in dunkelblauer, violetter Farbe. Die Blüte besteht aus circa 20 Quirlen mit je 4 bis 8 Blüten. Die Blütenkrone ist bis zu 2,5 cm lang, hat eine hohe gewölbte Oberlippe, eine dreigeteilte Unterlippe und 2 Staubblätter. Die Wurzeln der Pflanze reichen bis zu 1 m tief in den Boden. Der Wiesen-Salbei kann leicht mit dem Echten Salbei verwechselt werden. Dieser hat kleinere Blätter, die lanzettlich, grauer und fein gezähnt bis ganzrandig sind. Zudem ist die Oberlippe der Blüte nicht so stark geschwungen.

Hebelmechanismus

Der Wiesen-Salbei ist eine typische Hummelpflanze. Ihre Blüten sind reich an Nektar und daher bei Hummeln, aber auch anderen Insekten sehr beliebt. Die Form der Blüte ist optimal an die Bestäubung angepasst. Ist ein Insekt in der Blüte gelandet, löst es beim Sammeln des Nektars den Hebelmechanismus aus. Der Blütenstaub bleibt am Körper des Insekts haften. Fliegt es dann zur nächsten Blüte wird der Pollen auf die klebrige Narbe übertragen. Dieser Mechanismus wird auch Schlagbaummechanismus genannt.

Der Salbei trägt eine hohe Wertschätzung. Salvia leitet sich vom lateinischen salvare ab, was „heilen“, „die Heilende“ bedeutet. Pratensis beschreibt den Standort „auf der Wiese“. Für die Römer war Salbei eine heilige Pflanze. Die Griechen glaubten, er könne unsterblich machen. Im Mittelalter galt der Salbei als Zauberkraut. Er schützte nicht nur vor Hexen und bösen Geistern, sondern konnte auch Schlösser öffnen, Wünsche verwirklichen und materiellen Wohlstand heranziehen. Die Frische des Salbeiduftes wirkt auch auf den Geist und macht ihn wach und lebendig.

Dieser Effekt war offenbar auch erwünscht, wenn man früher Salbeiblätter in die Kirchengesangsbücher legte. Diebe, die die Häuser von Pestopfern plünderten, sollen sich mit seiner Hilfe gegen Ansteckung geschützt haben. Das Rezept gaben sie preis, um ihrer Hinrichtung zu entgehen. Es ist als „Essig der vier Räuber“ oder „Vier-Diebe-Essig“ überliefert.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Im Wiesen-Salbei sind weniger ätherische Öle als im Echten Salbei enthalten. Daher ist sein Geschmack dezenter und milder. Wem der Geschmack des Echten Salbeis zu stark ist, der ist mit dem Wiesen-Salbei als Alternative gut beraten. Flavonoide, Bitter- und Gerbstoffe sorgen mit ihren Eigenschaften für die entzündungshemmende, schwach antibakterielle Wirkung.

Der Wiesen-Salbei soll auch die Schweißbildung reduzieren. Die jungen Blätter können von Mai bis Juni geerntet werden, die Blüten während der gesammten Blütezeit. Die Blätter riechen etwas muffig, was aber den Geschmack des Tees nicht mindert. Ein frisches oder getrocknetes Blatt des Wiesen-Salbeis mit 250 ml heißem Wasser übergießen und abgedeckt 5 Minuten ziehen lassen.

Der Tee regt den Blutkreislauf an, hilft bei allgemeiner Schwäche und sorgt bei Nervosität für starke Nerven. Bei Halsschmerzen hilft Gurgeln mit dem Tee. Ratsam ist es jedoch hier auf den Echten Salbei zurückzugreifen, da er eine stärkere Heilwirkung hat. In der Volksheilkunde nutzt man den Tee auch, um das Abstillen zu erleichtern – Salbei vermindert die Milchbildung. Er entfaltet eine östrogenartige Wirkung und balanciert den weiblichen Hormonhaushalt besonders gut während der Pubertät und in den Wechseljahren aus. Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist Salbei zu vermeiden.

Aufgrund des Gehaltes an Thujon, das als Krampfgift wirkt, ist Salbei nicht geeignet für Kinder unter zwei Jahren, Epileptiker oder für eine länger andauernde orale Einnahme. Nimmt man sich die Zeit und sammelt die Blüten der Pflanze, so kann man einige in eine Wasserkaraffe geben. Die Blüten getrocknet und als Tee zubereitet, sollen den Rücken stärken und geben Erdung in schwierigen Situationen. Äußerlich angewendet hilft der Wiesen-Salbei bei Ekzemen und ist Bestandteil von Deos. Salbei wird auch gerne zum Räuchern verwendet, sowohl für Fisch oder Fleisch, als auch für rituelle oder entspannende Zwecke. Hier entfaltet das Kraut mit den reinigenden und klärenden Qualitäten seine Wirkung auf Raum, Geist und Seele.

Der Wiesen-Salbei in der Wildkräuterküche

Die frischen oder getrockneten Blätter sind ein beliebtes Gewürz für Fisch, Fleisch und Nudelgerichte, aber auch für Salate, Quark- und Frischkäsemischungen. Die Blüten ergeben in Eiweiß getaucht und in Zucker gewälzt eine besonders schöne Dekoration für Kuchen, Torten, Desserts oder Cocktails. Die blauen Blüten eignen sich außerdem hervorrangend für eine blaue Blüten-Butter.

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Alle in diesem Artikel genannten Vorschläge und Rezepte sind ohne Gewähr. Es handelt sich hierbei um überlieferte Empfehlungen aus der Volksheilkunde. Die Anwendung von Wildkräutern und Heilpflanzen ersetzt keinen Arztbesuch und sollte gegebenenfalls vorab mit einem Arzt oder Apotheker geklärt werden.

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